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Hallo,
ich war von Februar - Oktober 1988 in Cottbus inhaftiert. Gibt es in dieser Zeit ebenfalls Zeitzeugen.
In einigen Berichten wird von Folter und sehr schlechten Essen gesprochen, z.B.
"Bei der Zwangsarbeit verarbeiten sie gesundheitsgefährdende, krebserregende Stoffe. Nicht selten bekommen die Gefangenen verdorbene Lebensmittel zu essen."
Ich kann das nicht bestätigen. Mir ist in kein Fall von Folter bekannt gewesen. Wir haben auch nie verdorbenes Essen bekommen.
Gearbeitet haben wir im Schichtbetrieb, wir haben Teile für die Camera " Praktika" hergestellt. Die Zellen fahren noch der Arbeit offen, man konnte sich auf seiner Etage, bis zum Einschluß frei bewegen. Ich persönlich und auch nach nachfragen bei anderen auf der Etage gab es keinen Fall von Schlägen oder andere Gemeinheiten. Was vor meiner Zeit wahr kann ich nicht sagen.
Auf der Zellen mit 6 Personen, waren meistens 5 Politische und1 Krimineller. Der Kriminelle war aber friedlich und froh in Cottbus zu sein und nicht in einem anderen Gefängnis, wo es viel schlimmer sein soll.
Habt ihr Erfahrungen von Cottbus?
Gruß Telamon

wenn man googelt,
ist von Cottbus auch anderes zu erfahren
Lutze

Ich weiß, es gibt da schon einige Geschichten.
Ich kann nur das Schreiben was ich wirklich persönlich erlebt habe.
Es war kein Sanatorium aber im Jahr 1988 auch keine Folterhölle.
Telamon

Eine dieser 'Geschichten' erzählt das Aktenzeichen 64 Js 175/93 und das ist nur ein Beispiel der allerdings an nichtmal einer Hand abzählbaren Fälle. Einen schönen Überblick dazu gibts aus dem Berliner Wissenschafts-Verlag mit der ISBN 978-3-8305-3210-1 ...
Pfarr, Micha Christopher - Die strafrechtliche Aufarbeitung der Misshandlung von Gefangenen in den Haftanstalten der DDR
Oder dieser Film von Uwe-Carten Günnel, einer der Initiatoren der CHG (uokg.de/cottbus)
Einige Hintergründe dazu, auch zu den Gründen der Einzelhaft gibts beim Lauks Adam ... http://adamlauks.wordpress.com/2013/04/27/
Frage an die Ex-Cottbuser, war der Spitzname 'Reservetod' für Schulze damals gebräuchlich oder ist eine gruselverstärkende nachwendliche Erfindung?
Tach @Telamon,
habe ich es richtig verstanden?
Weil deine Genehmigung zur ständigen Ausreise nicht pünktlich zugestellt wurde,gingst du für 9 Monate in den Bau?
Im Fernsehbericht wurde ja berichtet,das 2 Wochen vor deinem Fluchtversuch die Ausreise genehmigt wurde.
Ist das so richtig?
Wo befanden sich diese Unterlagen so lange?
Hat die Deutsche Post geschludert,oder hatten da andere "Organe" ihrer Finger im Spiel?
Mensch,dann ist es ja wirklich echt Sch..ße für dich gelaufen.
Wurde dieser Umstand der "Marathonzustellung" deiner Unterlagen zur Ausreise für dich strafmildernd berücksichtigt?
Gruß ek40

Danke für den link 94,
einen schrecklichen Todesfall hat es dort auch gegeben
Lutze

Die genauen Hergang habe ich erst in meinen Stasiunterlagen gelesen.
Es gab bei meinem Ausreiseantrag ein "Versagensgrund" so steht es.
Die Stasibehörde in Erfurt, wo mein Schwager als Offizier tätig war, hat Einwände (Versagensgründe) geltend
gemacht. So zog sich der Ausreiseantrag lange Zeit hin. Ich kam zu dem Schluß ich würde nie legal ausreisen dürfen.
Die verantwortliche Behörde in Berlin Marzahn die meinen Antrag bearbeitete deutete auch so etwas an. Dann las ich später in den Stasiunterlagen, 14 Tage vor meinem Fluchtversuch hat die Stasi Erfurt meiner Ausreise zugestimmt, es würden keine Versagensgründe mehr vorliegen. Ob dann eine kurzfristige Ausreise möglich gewesen wäre ist mir nicht bekannt. Es gab aber keine Gründe mehr sie abzulehnen.
Im Prozess spielte das keinerlei Rolle, war ja auch zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.
Ich bekam 2,2 Jahre. Die Strafe war in dieser Höhe weil ich in einem Versteck den Fluchtversuch unternahm und das Benutzen eines Versteck war
ein Verbrechen. Das hatte Auswirkungen auf den Strafvollzug, als Verbrecher wurde man schlechter behandelt, z.B Besuch empfangen, Post schreiben usw.

Für RT gab es zwei Deutungen, Roter Terror oder Resevetod
Hi, 94 er.....
Bin ja von Dir Qualität gewöhnt- ja!
Aber Adam Lauks ????
Ich weiß nicht. Letztens stand so ne tolle Diagnosenummer in einem Treath.
73 Hans

ich dank Dir für den Link 94-er !
gruß h.

Zitat von Telamon im Beitrag #8
Für RT gab es zwei Deutungen, Roter Terror oder Resevetod
Schon klar, wird ja auch so erwähnt. Meine Frage war aber, ob der Spitzname 'Reservetod' schon in den 80ern unter den Infaftierten geläufig war oder ob es eine martialische nachwendliche Schöpfung war?
Bei den Schließern hatten ja einige solche Spitznamen, wo nach Generationen von Häftlingen keiner mehr den Ursprung, aber jeder eine andere Geschichte vom Hörensagen zur Entstehung kannte. So gabs in der Dresdner Schießgasse einen 'Körpereinsatz', einen drathigen, aber doch recht schmalbrüstigen Kerl, ganz patent. Das der keiner Fliege was zu leide tun konnte wage ich jetzt mal nicht zu behaupten, aber von einem KE als Zwangsmaßnahme weeeeit entfernt. KE waren übrigens seine Initialen und ... ach ich schweife ab, das Thema ist die Einrichtung des Strafvollzuges/MdI in Cottbus.
Yau Hans und der Feliks klickt gleich Bedankt! Aber warum nicht diesen Link, wobei wenn ich mir die fast fehlerfreie Rechtschreibung anschaue könnte man fast denken ... na egal und bissel zwischen den Zeilen wie sonst bei AL eigentlich nur mußte doch auch nicht lesen, odär!
P.S. Und für welchen Links bedankt Ihr Euch, hm88½ und lutzle, nun genau, so das das einfache Bedankt-Anklicken nicht erfolgte?
"Hach, bist heut wieder garstig"
Ne, jetzt mal im Ernst. Der Adam ist doch unterste Schublade, lohnt sich nicht mal , drüber zu reden.Er könnte allerdings ein eigenes Internet aufmachen,er bekäme es sogar voll.
73 Hans
Ich gehe immer von oben nach unten und bin immer noch bei folgendem 94-er link:
Die strafrechtliche Aufarbeitung der Misshandlung von Gefangenen in den Haftanstalten der DDR von Micha Christopher Pfarr
Die Lektüre erdet und ist echt hilfreich für eine sachlichen Überblick. Bin aber noch nicht sehr weit gekommen
LG von der grenzgaengerin

Der Spitzname RT war in den 80 nur "Roter Terror"

Zitat von 94 im Beitrag #11Zitat von Telamon im Beitrag #8
Für RT gab es zwei Deutungen, Roter Terror oder Resevetod
Schon klar, wird ja auch so erwähnt. Meine Frage war aber, ob der Spitzname 'Reservetod' schon in den 80ern unter den Infaftierten geläufig war oder ob es eine martialische nachwendliche Schöpfung war?
Bei den Schließern hatten ja einige solche Spitznamen, wo nach Generationen von Häftlingen keiner mehr den Ursprung, aber jeder eine andere Geschichte vom Hörensagen zur Entstehung kannte. So gabs in der Dresdner Schießgasse einen 'Körpereinsatz', einen drathigen, aber doch recht schmalbrüstigen Kerl, ganz patent. Das der keiner Fliege was zu leide tun konnte wage ich jetzt mal nicht zu behaupten, aber von einem KE als Zwangsmaßnahme weeeeit entfernt. KE waren übrigens seine Initialen und ... ach ich schweife ab, das Thema ist die Einrichtung des Strafvollzuges/MdI in Cottbus.
Yau Hans und der Feliks klickt gleich Bedankt! Aber warum nicht diesen Link, wobei wenn ich mir die fast fehlerfreie Rechtschreibung anschaue könnte man fast denken ... na egal und bissel zwischen den Zeilen wie sonst bei AL eigentlich nur mußte doch auch nicht lesen, odär!
P.S. Und für welchen Links bedankt Ihr Euch, hm88½ und lutzle, nun genau, so das das einfache Bedankt-Anklicken nicht erfolgte?
ich verlinke nichts im Forum,
daher mein Dank ,
diese links sollten sich alle anschauen
Lutze