Forum DDR Grenze- DDR Zeitgeschichte Online » # » Staatssicherheit der DDR (MfS) » M. Wolf
ja @andy,
kann Dir nur beipflichten. Warum das dann aber so ausarten muß verstehe ich trotzdem nicht.
Eines noch. Da Du ja nahe drann warst an der Materie und andere User hier nur mit ihren Infos wedeln wie mit der Wurst vor der Hundenase mal eine Frage eines interessierten Laien.
Bitte mal das mit dem bösen Osten und naiven offenen Westen beiseitelassend.Ich habe ja auch in der DDR gelebt und diesen Staat als recht, möchte mal sagen konsequent erlebt was die Wahrung und Durchsetzung seiner Interessen nach zumindest innen angeht.
War der BND ein Gegner auf Augenhöhe für die HVA?
Eigentlich kann man Nachrichtendienste nicht miteinander vergleichen und dabei ein Rating festlegen. Jeder Nachrichtendienst dieser Welt hat seine Erfolge, wie auch sein/e Pannen, Pech und Pleiten in der Aufklärungsarbeit.
Entscheidend für mich ist u.a., dass es auf Grund der Aufklärungsergebnisse auf beiden Seiten zu einem militärstrategischem Gleichgewicht zwischen den Militärblöcken kam, dass dann auch gewahrt wurde und in dessen Ergebnis es die längste Friedensperiode in Europa gab. Ein III. WK, der immer im Bereich des Möglichen lag, wurde somit verhindert .
Dafür hat auch Mischa Wolf mit der HV A einen wichtigen Beitrag geleistet - ich vermeide absichtlich den Begriff "entscheidend", denn das würde schon wieder eine Wertigkeit hervorrufen.
Einen Aspekt in der Arbeit gab es immer - unterschätze nie deinen Gegner, denn das kann tödlich sein !!!
Vierkrug
Ich hatte dienstlich mit dem BND nix zu tun und kann daher aus eigenem Erleben nix über deren Profesionalität beisteuern.
Allerdings gibt es jemanden, der auf Grund seiner 16jährigen Zugehörigkeit zu diesem Dienst meint, das einschätzen zu können.
Der Mann heisst Norbert Juretzko, hat zwei Bücher mit seinen Innenansichten zum BND geschrieben und wenn von dem, was da drin steht auch nur die Hälfte stimmt ...
Ach, gurgel ihn mal und bilde Dir ein eigenes Bild.
andy
Vielen Dank Vierkrug für Deine Einschätzungen.
Ich meinte jetzt kein Rating der Geheimdienste sondern eher eine Einschätzung der Stärken und Schwächen bedingt durch Organisation, Mentalität,Einfluss bzw. Kontrolle der Politk auf den jeweiligen Geheimdienst usw.
Nicht umsonst warst Du als OibE an der Position an der Du warst. Ein Versuch des Westens Dich an Deiner Arbeitsstelle als technischen Mitarbeiter abzuschöpfen wäre sicherlich nach hinten losgegangen.
War es den im Westen überhaupt bekannt, daß diese Positionen wie die von Dir von MA des MfS besetzt waren?
Zitat von schnatterinchen im Beitrag #45
P.S. Das es für die Stasi einfacher war Spione im Westen zu platzieren wie umgekehrt der BND im Osten wirst du doch nicht bestreiten wollen ?
Wenn ja , wie?
Zuerst einmal ist es für jeden Dienst der Welt nicht einfach, eine Quelle in einem Zielobjekt zu platzieren (es sei denn, er hat das Glück eines Selbstanbieters).
Ich sehe aber zwischen dem MfS und bundesdeutschen Diensten zwei wesentliche Unterschiede:
1. Die Professionalität in der operativen Arbeit. Es wurde beim MfS auf Perspektive gearbeitet, d. h. es wurden potenzielle Quellen langfristig entwickelt, beispielsweise als junger Student, der über Jahre in ein Zielobjekt eingeschleust wurde. Die westlichen Dienste haben sich m. E. zu sehr auf das Herausbrechen von potenziellen Quellen aus den für sie interessanten Objekten konzentriert und dabei außer Acht gelassen, dass viele der dort tätigen Personen staatsloyal waren und solche Anwerbungsversuche dem MfS gemeldet haben. So war das MfS dann in der Lage, qualitativ hochwertige IMB zu entwickeln, die dann zum Schein mit den westlichen Diensten zusammengearbeitet und Spielmaterial geliefert haben.
2. Die Regimefragen. Die Bundesrepublik hat es dem MfS relativ einfach gemacht und durch die laxe/oberflächliche Handhabung ihres Sicherheitsregimes dem MfS unbewusst zugearbeitet. In vielen Bereichen gab es kaum wirksame Abwehrmaßnahmen. Da den westlichen Abwehrorganen die Aufklärungsschwerpunkte der Dienste-Ost bekannt waren, hätte dort wesentlich konzentrierter gearbeitet werden müssen.
Zitat von andy im Beitrag #63
Ich hatte dienstlich mit dem BND nix zu tun und kann daher aus eigenem Erleben nix über deren Profesionalität beisteuern.
Allerdings gibt es jemanden, der auf Grund seiner 16jährigen Zugehörigkeit zu diesem Dienst meint, das einschätzen zu können.
Der Mann heisst Norbert Juretzko, hat zwei Bücher mit seinen Innenansichten zum BND geschrieben und wenn von dem, was da drin steht auch nur die Hälfte stimmt ...
Ach, gurgel ihn mal und bilde Dir ein eigenes Bild.
andy
Danke für den Buchtip.
Aber als ein Mann der Tat hast Du doch eventuell eine Meinung über diesen "Laden".

Zitat
LANGSAM IST ES GUT.WER HIER NICHT ZUM Thema BEIZUTRAGEN HAT HALTE BESSER DIE KLAPPE!!:
Was soll denn diese Zeile in Großbuchstaben und rot? Glaubst Du etwa, Dir unpassende Diskussionen abwürgen zu können? Da liegst Du leider falsch. Es gibt auch keine Deutungshoheit über das MfS für Alt-Stasis. Da müsst Ihr durch. Meinungsfreiheit, dagegen hat das MfS gekämpft und verloren.
Mancher scheint noch heute zu kämpfen. Das ist wirklich kein Stil zum Diskutieren. Vielleicht kommen mal alle wieder runter von ihrer Palme und hören mit dem Kindergarten auf? Es steht Jedem frei, seine Meinung zu äußern. Und jedem Insider auch.
Zitat von andy im Beitrag #63
Ich hatte dienstlich mit dem BND nix zu tun und kann daher aus eigenem Erleben nix über deren Profesionalität beisteuern.
andy
Habe leider erst nach dem Ende der DDR eine ehemalige Mitarbeiterin des BND aus der Pullacher Zentrale persönlicher kennengelernt.Die ist fachlich und menschlich sehr gut drauf.

Die kleinen Nebenstellen des BND die ich damals u.a.beackerte waren "Gegner" auf Augenhöhe.
seaman
Geheimdienste schmücken sich gerne mit Mythen. Das MfS hat gerne unbesiegbar getan. Der BND stellt sich eher doof, weil das für die Politik bequemer ist ("haben wir ja nicht gewusst"). Das muss man alles mit Vorsicht genießen.
Ich stelle MfS und BND aber nicht auf eine Stufe. Der BND ist wenigstens demokratisch kontrolliert und unterliegt der Gewaltenteilung.
@Merkur,
danke für den Beitrag , genau das habe ich gemeint.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt.
Auf keinen Fall wollte ich eine von den Diskussionen lostreten mit böser Geheimdienst, guter Geheimdienst.
@schnatterinchen - In Aufklärungs - und Abwehrdiensten hier und dort waren und sind Menschen tätig - mit ihren charakterlichen Stärken, aber auch mit ihren charakterlichen Schwächen. Gerade die charakterlichen Schwächen bildeten oftmals die Ansatzpunkte , um an Informationen zu gelangen. Aber nicht immer waren sie der Anlaß für eine Zusammenarbeit.
Ein Versuch mich anzuwerben, wäre mit Bestimmtheit nach hinten losgegangen, denn ich stand zu meinem Eid und zu meiner Verpflichtung.
Das die westlichen Dienste Kenntnis vom Einsatz von OibE´s hatten, davon gehe ich einmal aus - spätestens nach Stiller dürfte ihnen diese Information zugeflossen sein.
Vierkrug
Zitat von Harzwanderer im Beitrag #69
Der BND ist wenigstens demokratisch kontrolliert und unterliegt der Gewaltenteilung.
Entschuldige, hatte gerade einen Lachkrampf. Okay, formal hast Du natürlich Recht und es sollte so sein aber irgendwie kommst Du mir ziemlich weltfremd vor.
Ich lass einfach mal Markus Wolf zu Wort kommen. Auch weil in vielen anderen threads schon über Geheimdienste im speziellen diskutiert wurde und wird.
Nicht ohne zu zögern, nutze ich die Möglichkeit, an dieses Mikrofon zu treten. Aus mehreren Gründen. Es war nicht meine Partei, die Sozialistische Einheitspartei, die mit der Macht der Medien zu dieser Demonstration aufgerufen hatte, es war die fast leise Stimme Berliner Künstler mit der Forderung nach Freiheit des Worts und der Versammlung. Trotz zunehmend mahnender Stimmen in unseren eigenen Reihen konnten wir nicht verhindern, daß unsere Führung bis zum 7. Oktober in einer Scheinwelt lebte und selbst dann noch versagte, als die Menschen anfingen, mit den Füßen abzustimmen. Das war bitter für uns Kommunisten. Der Fackelzug am 6. Oktober und die Militärparade am Morgen des 7. wirken heute schon wie ein Abschied von einer längst vergangenen Zeit. Und doch liegt diese Zeit erst vier Wochen zurück. Wir dürfen ihre Rückkehr nie wieder zulassen. Am 7. Oktober gab uns die Anwesenheit Michail Gorbatschows neuen Mut, und am Abend kam es zu blutigen Zwischenfällen. Seitdem hat sich unser Volk auf den Straßen und Plätzen die Freiheit des Worts selbst geholt. Aber nun darf sich der Dialog nicht mehr in Worten erschöpfen. Von der in der nächsten Woche angesetzten Tagung des Zentralkomitees der SED werden nun eindeutige und mit Substanz erfüllte Aussagen erwartet. Auch ein Bekennen zur Verantwortung und zu den Ursachen des Geschehenen mit entsprechenden personellen Konsequenzen. Um die eigentliche, noch nicht begonnene Wende und Erneuerung in meiner eigenen Partei eine klare Orientierung zu geben, sollte das Zentralkomitee entsprechend Artikel 47 des Status der Partei unverzüglich eine Parteikonferenz einberufen. Hunderttausende Kommunisten, die ehrlich und aktiv gearbeitet haben, erwarten einen klaren Kurs. Viele haben schon um Lösungen gekämpft, haben auch weitreichende konzeptionelle Vorschläge für grundlegende Reformen eines erneuerten Sozialismus gemacht. Diese Vorschläge gehören jetzt in den Dialog und an die Öffentlichkeit. Damit wird noch deutlicher werden, daß es in dieser meiner Partei nicht an engagierten und couragierten Menschen auf allen Arbeitsebenen und Feldern mangelt, nicht an klaren und konzeptionell kompetenten Köpfen fehlt. Nicht durch Pochen auf festgeschriebene Artikel, nur so, durch Überzeugung und harte, sehr harte Arbeit kann diese Partei ihre Rolle in der neuen Etappe unserer gesellschaftlichen Entwicklung spielen.
Markus Wolf am 4.11.1989 auf dem Alexanderplatz
http://www.dhm.de/ausstellungen/4november1989/htmrede.html
LG on der grenzgaengerin
Finde ich hochinteressant diese Unterschiede.@Merkur
Warum wurde beim BND nicht auf Perspektive gearbeitet?
Kann das mit dem ständigen Wechseln der Führung im zuständigen Ministerium zu tun haben?
Wolf muss schon sehr erfolgreich gewesen sein,sonst hätten sie ihn nicht so ausdauernd verfolgt und würden heute nicht so gegen ihn hetzen!
Leider hat er die tatsächlichen Feinde der DDR nicht unschädlich gemacht, er muss doch gesehen haben, was Mielke und E.H. für Kaliber waren.